Diskriminierung bezeichnet jegliche Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen und kann unterschiedlichste Formen aufweisen sowie sich auf unterschiedlichste individuelle oder gruppenspezifische Merkmale beziehen. Von daher ist die folgende Auflistung notwendigerweise nur beispielhaft und unvollständig.
Sexuelle Belästigung
Grundsätzliches Kennzeichen der Belästigung ist eine Grenzüberschreitung, die ein anderer Mensch gegen seinen Willen erfährt. Als Belästigung können auch Vorgänge empfunden werden, die nicht beabsichtigt waren. Es ist daher nicht angebracht, die persönliche Sphäre anderer zu überschreiten, unter anderem durch:
- die (auch versuchsweise) Erzwingung sexueller Handlungen mittels Gewalt oder Androhung von Gewalt
- direkte/indirekte Drohung mit Nachteilen für die Ablehnung von Avancen
- Versprechen von Vorteilen für sexuelle Zugeständnisse
- Zeigen oder Verbreiten von Pornografie
- anzügliche und sexualisierte Bemerkungen, Witze und Gesten
- abfällige Bemerkungen über den Körper, die Sexualität oder die sexuelle Orientierung Anderer
- nicht einvernehmliche körperliche Berührungen
- Verlangen nach sexueller Aufmerksamkeit.
Rassistische Handlung
Als rassistisch gilt jede auf Rassentheorien, Hautfarbe, Abstammung, nationalen Ursprung oder Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung, die es zum Ziel oder zur Folge hat, dass ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird.
Eine Äußerung im Sinne dieses Verhaltenskodexes gilt als rassistisch, wenn sich die*der Betroffene durch sie diskriminiert oder beleidigt fühlt und ein Bezug zwischen der Äußerung und der genannten Definition hergestellt werden kann.
Wir erkennen an, dass sich Rassismus nicht nur in expliziten Äußerungen und Handlungen widerspiegelt, sondern auch in gesellschaftlichen Strukturen verankert ist sowie im Unterbewusstsein wirkt – Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Repräsentationen dieser Strukturen im Theater werden ebenfalls als rassistisch gewertet.
Antisemitismus
Eine internationale Arbeitsdefinition von Antisemitismus lautet: "Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen." Auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, kann Ziel solcher Angriffe sein. Dies bedeutet nicht, dass ein kritischer Diskurs konkreter politischer Entscheidungen der Regierung Israels unzulässig ist.
Antimuslimischer Rassismus
Der antimuslimische Rassismus folgt Denkmustern, die auch anderen Rassismen innewohnen:
- Muslimische und als muslimisch markierte Menschen werden zu einer einheitlichen Gruppe konstruiert, der pauschal zumeist negative Eigenschaften zugeschrieben werden, die sie von der Eigengruppe quasi natürlich unterscheidet.
- Mit der Abwertung der "Anderen" geht eine Aufwertung der ebenfalls konstruierten Eigengruppe einher, die als positives Gegenbild (zivilisiert, aufgeklärt, emanzipiert etc.) entworfen wird.
- Die Konstruktion einer binären Ordnung (Wir vs. Muslim*innen) dient dabei gleichzeitig der Begründung von Privilegien der Dominanzgesellschaft (d.h. der nichtmuslimischen weißen Mehrheitsgesellschaft).
Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht um das tatsächliche Verhalten und die Lebenswirklichkeiten von Muslim*innen geht, sondern dieses Bild eine Konstruktion ist, das heißt erst durch die Dominanzgesellschaft hervorgebracht wird. Das bedeutet: Muslim*innen werden zu Anderen "gemacht" ("Othering").
Klassismus
Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status er hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen er aufgewachsen ist.
Klassismus zeigt sich auf den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen. Die Diskriminierung kann sich in individuellen Verhaltensweisen und Einstellungen, aber auch strukturellen Bedingungen und politischen Entscheidungen zeigen. Etwa indem eine Leitung auf Probleme akademischer Mitarbeitender schneller reagiert, als auf die Probleme anderer Mitarbeitender oder akademische Arbeitsweisen als übergreifende Norm definiert werden.
Umgang mit Menschen mit Behinderung
Ableismus ist die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung („Diskriminierung“) wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten. Es ist also „Ableismus“, wenn ein Mensch wegen einer bestimmten, oft äußerlich wahrnehmbaren Eigenschaft oder einer Fähigkeit – seines „Behindertseins“ – bewertet wird.
Body-Shaming
Unter Body Shaming versteht man jegliche Art von Herabsetzung eines Menschen wegen seines Körpers. Sehr oft sind übergewichtige Menschen (Fat Shaming) betroffen, aber auch andere Menschen, deren Aussehen nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Die Form von Body Shaming, die jedoch am ehesten wahrgenommen wird, ist die öffentliche Herabsetzung von Körpern (negative Äußerungen über den Körper des anderen). Body Shaming kann aber auch hinter vorgehaltener Hand vonstattengehen (Lästern). Body Shaming funktioniert, weil Adjektive, die eigentlich unsere Körper beschreiben, zu Beschreibungen von Charaktereigenschaften umgedeutet wurden. So ist beispielsweise das Wort „dick“ nicht mehr bloß eine Zustandsbeschreibung des Körpers, sondern wird assoziiert mit Begriffen wie faul, ungepflegt, krank, undiszipliniert oder hässlich. Dies kann auch beruflich zu Benachteiligung und Ausschluss führen.
Queerfeindlichkeit
Homofeindlichkeit, auch bekannt als Homophobie, wird als negative Einstellungen, Vorurteile und Ablehnung gegenüber homosexuellen Menschen definiert. Je nach Ausprägung reicht Homophobie von Vorurteilen und Berührungsängsten über ausgeprägte Abneigung und Befürwortung von Diskriminierung oder staatlichen Repressionen gegen Homosexuelle bis hin zu äußerstem Hass und körperlicher Gewalt gegen Homosexuelle.
Trans*feindlichkeit (Ablehnung von Trans*Personen) drückt sich aus durch Infragestellen oder Aberkennen der Geschlechtsidentität, sprachliche Unsichtbarmachung, psychische und körperliche Gewalt. Ebenso ist die Ablehnung nichtbinären Personen, und anderer, die nicht in das Schema „das bei deiner Geburt zugewiesene Geschlecht ist auf ewig dein Geschlecht“ passen, eine Form der Queerfeindlichkeit. Auch Strukturen, die cisnormativ sind und eine diverse Geschlechtsidentität nicht zulassen sind queerfeindlich.