Der Rhythmus, wo jeder mit muss. Am Ende wollen sie Zugaben. Grips und das inklusive Theater Thikwa zeigen in ihrer …
Der Rhythmus, wo jeder mit muss. Am Ende wollen sie Zugaben. Grips und das inklusive Theater Thikwa zeigen in ihrer Produktion „Bumm, Krach, Boing!“ wie Theater für alle geht. [...] Ein Theater für alle wird es vermutlich nie geben. Aber ein Theater für möglichst viele, das wäre doch schon was. Bemerkenswerterweise löst sich dieser Anspruch vor allem dort ein, wo für junges Publikum gespielt wird. [...] Da hat es viel mehr Selbstverständlichkeit als im sogenannten Erwachsenentheater, dass Menschen mit Einschränkungen als Publikum mitgedacht werden und Aufführungen beispielsweise auch für taube oder blinde junge Leute konzipiert sind. [...] Oder dass Menschen mit Einschränkungen selbst performend auf der Bühne stehen.
Wie jetzt am Grips Theater, wo das Stück „Bumm, Krach, Boing!“ Premiere gefeiert hat – eine Zusammenarbeit mit dem verlässlich fabelhaften Theater Thikwa. Gefördert wird diese Kollaboration im Projekt „pik - Programm für inklusive Kunstpraxis“ derKulturstiftung des Bundes, das eine Reihe solcher Theater-Tandems ermöglicht. Das gehört natürlich auch zur Wahrheit: die inklusive Arbeit braucht Anreize, nicht zuletzt finanzielle. Aber die Häuser müssen es eben auch wollen. Und können. [...] Beides ist im Falle des Grips Theaters gegeben, das schon 2019 bei der Produktion „Cheer out loud“ mit den Thikwas kooperiert hat. [...] „Bumm, Krach, Boing!“ erzählt jetzt keine lineare Story, sondern schafft eine Spielwiese für wechselnde Situationen, die alle mehr oder weniger um die Frage kreisen: Gemeinschaft – wie geht das? Vor allem dort, wo alle schön verschieden sind. [...] „Ist Anderssein eigentlich cool oder scheiße?“ formuliert diesen Punkt etwas deutlicher eine Szene des Stücks, das der Autor und Elektro-Musiker Erik Veenstra mit dem Ensemble entwickelt hat – das sind Ismail Arslantürk, Tobias Brunwinkel, Yana Ermilova, Christian Giese, Lisa Klabunde, Oliver Rincke, Rachel Rosen, Stephan Sauerbier, Regine Seidler und Torsten Knoll, der als Musiker auf der Bühne die Fäden zusammenhält. [...] In einem Setting aus Schaumstoffklötzen (Bühne und Kostüm: Klemens Kühn), die mal zur Wand gestapelt werden, mal Großstadtkulisse oder Hüpfburg sind, wechseln die Performerinnen und Performer in ihren knallroten Kostümen (zwischen Zirkusdirektorin und Pudelmützenträger) immer wieder die Spielverabredungen. [...] Vor allem aber bietet „Bumm, Krach, Boing!“ tolle Songs von Erik Veenstra, die sich das Ensemble gemeinsam an den Instrumenten erobert (vom Bass bis zum Klavier, von der Rassel-Banane bis zum Synthesizer). [...] Das Grips ist ja zuletzt musikalisch ganz verschiedene Wege gegangen, zwischen HipHop und reiner Instrumentalbegleitung. Hier sind es wieder die klassischen Mitsing-Lieder, die bei der Premiere mit „Zugabe“-Rufen gefeiert wurden. Wie „Träum was Schönes“, ein Song, der das ganze Stück auf den Punkt bringt: „Träum was Schönes, mach ich glatt / von einem Kontinent, wo jeder mal ein Solo hat / und alle eine Band“.